Zugegeben – die Idee, einen Blog zum Thema Bildungsmanagement zu starten, ist mir nicht beim Wandern in Südtirol in den letzten fünf Tagen gekommen. Aber es war beim Wandern letzten Herbst. Grund genug, meinen ersten Beitrag zu genau diesem Thema zu verfassen – wie Wandern die Gedanken in Bewegung bringt und wofür man diese Tatsache so alles nutzen könnte.

Dank des trockenen Wetters der letzten Wochen war Südtirol über Weihnachten und Silvester fast schneefrei. Was schlecht für Skifahrer ist, ist zum Wandern prima, denn Höhen deutlich über 2.000 m können in einfachen Bergschuhen oder mit Leichtsteigeisen unschwer erklommen werden. Der frühe Sonnenuntergang limitiert die zur Verfügung stehende Zeit natürlich etwas, aber Touren von 5-6 Stunden sind in jedem Fall möglich.

Blauer Himmel, die Stille der Bergwelt, gleichmäßige Schritte – beim Wandern kommt man nach einiger Zeit in einen wahren Flow. Irgendwann geht es wie von selbst. Man konzentriert sich einerseits auf die Füße, auf die Stöcke und auf den steinigen oder vereisten Weg. Der Geist ist damit aber nicht wirklich ausgelastet. Er hat genug Freiraum, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Bei mir beginnt das meist mit naheliegenden Themen. Habe ich genug Wasser eingepackt? Hoffentlich kommt bald diese Abzweigung. Wie weit ist es denn eigentlich noch zum Gipfel? Dann denke ich aber ganz unbewusst auch an aktuelle Fragen, die mich beschäftigen, zum Beispiel aus Familie oder Freundeskreis und natürlich aus dem Büro. Schließlich verbringen wir ja durchschnittlich acht Stunden am Tag in der Arbeit, kein Wunder, dass die Gedanken früher oder später diese Richtung nehmen. Aber anders als im Arbeitsalltag ist man beim Wandern ohne Zeit- oder Erfolgsdruck. Ich kann mich so lange mit einem Problem beschäftigen, wie ich möchte. Und ich kann es auch wieder fallen lassen. Wenn mir eine gute Idee kommt, super! Die müsste man dann gleich aufschreiben. Aber wenn nicht, ist es auch nicht schlimm.

Die räumliche Veränderung bringt mir oft auch im Kopf ganz neue Perspektiven. Beim Aufstieg über einen rutschigen Geröllhang scheinen nicht erreichte Meilensteine im Projekt weit weniger schwerwiegend zu sein. Das Hochgefühl am Gipfel kann ich gut in neue Euphorie für anstehende Aufgaben wandeln und der Stolz auf die eigene Leistung ist angesichts der Höher-Schneller-Weiter-Kultur eine oft überraschend intensive Erfahrung. Während der Touren der letzten Jahre habe ich auf diese Weise schon viele Verbesserungsideen für die Abwicklung des Deutschen Bildungspreises, inhaltliche Ansatzpunkte für wissenschaftliche Texte und Konzepte für konkrete Personalentwicklungsaufgaben aufgestellt.

Ich glaube, dass man Wandern auch im Business Kontext nutzen könnte. Zum Beispiel um mit Kollegen neue Ideen zu spinnen, mit anderen Personalern Lösungsansätze anzudenken, oder Coachees beim Überwinden von Blockaden zu helfen. Wer keine Berge vor der Haustür hat, kann auch Wald, Feld und Flur erkunden oder am Strand spazieren gehen. Zu anstrengend sollte die Tour dabei freilich nicht sein, sonst fehlt vielleicht der Atem für anregende Gespräche! Oder vielleicht wäre der kontemplative Wandereffekt beim Reden doch viel geringer?!

Wie man es auch ausgestaltet – körperliche Betätigung ist in jedem Fall eine gute Möglichkeit, den gern einmal festgefahrenen Gedankenmotor wieder auf Touren zu bringen! Alles, was man dazu benötigt, sind bequeme Schuhe und dann kann es auch schon losgehen.