In der Diskussion um individualisiertes Lernen war für die Bundesagentur für Arbeit (BA) klar: Wir müssen unsere Mitarbeiter noch stärker am Arbeitsplatz unterstützen! Und zwar persönlich.

Die Bundesagentur bietet für ihre Mitarbeiter zahlreiche Schulungen mit verschiedensten Trainingsmethoden und -formaten. Das Bildungsmanagement der Einrichtung ist insgesamt sehr professionell aufgestellt mit einem Kompetenzmodell, regelmäßigen Leistungs- und Entwicklungsdialogen, einer eigenen Hochschule und mehreren Bildungszentren. Das Ganze wird IT-gestützt abgewickelt.

Besonderes Augenmerk legt die BA auf die Förderung des Praxistransfers. Es soll möglichst viel am Arbeitsplatz ankommen und echtes Kompetenzlernen stattfinden. Dabei ist für die Bildungsmanager der BA der individuelle Lernprozess des Einzelnen immer stärker in den Fokus gerückt. Das Lernen und auch die Unterstützung dafür müssen möglichst optimal auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingehen. Hinzu kommt die Idee, Lernen möglichst in den täglichen Arbeitsprozess zu integrieren, um bestmögliche Umsetzungsergebnisse zu erzielen (Lernen indem man das tut, was man noch nicht kann).

So funktioniert die Lernbegleitung

Deshalb bildete die BA in den letzten Jahren über 600 Lernbegleiter aus, die den Mitarbeitern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie besuchen die Mitarbeiter direkt an ihrem Arbeitsplatz, in ihrer Arbeitswirklichkeit. Die Lernaufgaben werden dabei im Dialog und in enger Abstimmung herausgearbeitet. Der Fortschritt im Lernprozess wird gemeinsam betrachtet.

Die Lernbegleitung erfolgt in sechs Schritten:

  • Lernbedarf feststellen
  • Passende Lernwege identifizieren
  • Lernprozess arrangieren
  • Lernbegleitung vereinbaren
  • Lernen aktiv begleiten
  • Lernerlebnis und -erfolge auswerten

Ist dieser Weg einmal abgeschlossen, können gegebenenfalls neue Lernbedarfe festgestellt werden und der Prozess beginnt von vorn.

Positives Feedback

Die Erfahrungen mit diesem Vorgehen sind positiv, auch wenn die damit einhergehende Veränderung von Lernkultur nicht einfach ist und seine Zeit braucht Die intensive Betreuung verbessert nicht nur das Lernen, sondern fördert auch Motivation und Arbeitszufriedenheit beim Lernenden. Er erwirbt so eine bessere Lernkompetenz und kann in der Zukunft seine Lernaufgaben noch souveräner bewältigen.

Gar nicht so einfach

Bei der Einführung muss das Unternehmen verschiedene Hürden und Stolpersteine bewältigen. So ist der offene und auf Austausch ausgerichtete Prozess des Lernens zunächst für alle Beteiligten ungewohnt. Außerdem musste das begleitete Lernen in der Wahrnehmung Mancher erst einmal als hilfreich etabliert werden, anstatt als Bevormundung oder „Nachhilfe“ angesehen zu werden.

Die Lernbegleiter mussten in ihre neue Rolle hineinwachsen und die Abgrenzung zu den Personalentwicklungsaufgaben der Führungskräfte ist manchmal noch schwierig. Künftig will die BA noch stärker in das IT-gestützte Lernen investieren. Offline und online-Elemente sollen dann individuell und bedarfsbezogen verknüpft und das Ganze durch den Lernbegleiter unterstützt werden.

Sie wollen mehr darüber wissen? Dann lesen Sie die ausführliche Darstellung im Beitrag “Kompetenzorientiertes Lernen am Arbeitsplatz” – Weiterbildung_BA – (erschienen in der Weiterbildung 5/2015 S. 32-35) oder den Auszug aus dem Jahrbuch Bildungs- & Talentmanagement “Transferförderung durch Lernbegleitung” – Jahrbuch 2015_BA.

Autoreninfo:

Anne Dreyer gemeinsam mit Christa Prechtl, Bereichsleiterin Führung/Qualifizierung/Rekrutierung der Bundesagentur für Arbeit.

 

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