Ich bin immer skeptisch bei Typisierungen nach Geburtsjahr. Wenn ich mir dann aber Studien zur viel diskutierten Generation Y ansehe, weiß ich sehr genau: Ich gehöre definitiv dazu!

Als Beispiel möchte ich mir hier einmal die Studie des Zukunftsinstituts (ZI)heranziehen. Die untergliedern in die Bereiche Definition der Gruppe, Einstellungen und Ansprüche, Erwartungen an Job und Leben, Berufs- und Karriereziele sowie Leistungsverständnis. Mal schauen, ob ich mich in den Auswertungen wiederfinde.

Definitiv Y

Zur Generation Y gehören Menschen, die um die Jahrtausendwende im Teenageralter waren. War ich! Definitiv. Also gehöre ich gemäß Definition schon mal voll dazu. Etwas überrascht hat mich, dass der Begriff Millennials synonym zu Generation Y verwendet wird. Ich dachte immer, dass Millennials alle ab 2000 Geborenen sind, aber da bin ich zumindest nach Ansicht des ZI schief gewickelt.

Einstellungen und Ansprüche

Laut Studie sind diese Aspekte für Vertreter der Generation Y besonders wichtig (Platz 1 bis 3):

  • Unabhängigkeit, sein Leben selbst bestimmen zu können: Ja, das gilt für mich auf jeden Fall. Ich bin aufgewachsen mit der Gewissheit, dass ich Einfluss auf mein Leben habe und Erfolg und Misserfolg von der eigenen Leistung abhängen.
  • Spaß zu haben, das Leben zu genießen: Also ich rechne mich jetzt nicht unbedingt der Fun-Generation zu, aber mein Leben soll definitiv auch Spaß machen. Mir machen halt andere Sachen Spaß als vielen Altersgenossen, zumindest, wenn man den Medien so glauben darf. Statt Festivals, Shopping und vorkonfigurierten Erlebnissen, genieße ich lieber Wandern, wissenschaftliche Arbeit oder gutes, am besten selbst gekochtes Essen.
  • Einen sinnvollen, erfüllenden Job zu haben: Yes! Ich verzichte lieber auf Führungsverantwortung und Privilegien, wenn ich dafür eine Aufgabe habe, die mich absolut interessiert, bei der ich was bewirken kann und bei der ich das Gefühl habe, meine Fähigkeiten optimal einbringen zu können.
Erwartungen an Job und Leben

Hier zeigt die Studie einige große Tendenzen auf, die ausführlich beschrieben werden, zum Beispiel:

  • Arbeitszeit wird Lebenszeit: Hm, also auf den ersten Blick versuche ich schon, Arbeitszeit und Privatleben klar zu trennen, zumindest in meinem Angestelltenverhältnis. Andererseits arbeite ich in meiner Freizeit viel an meinen weiteren beruflichen Interessen und dies mit großer Freude. Und ohne das Gefühl, dass ich Lebenszeit verliere, im Gegenteil.
  • Erfolgreich ist, wer glücklich ist: Ach, welch schönes Paradigma. Es geht nicht mehr um Karrieren, sondern um persönliche Erfolge und Weiterentwicklung. Privatleben ist genauso ein Erfolgsbereich wie der Beruf. Individualität ist wichtiger als Geld. Klingt in der Theorie alles schön, aber in der Realität sehe ich das in meiner Generation nicht. Gerade der Berufseinstieg um das Krisenjahr 2009 war hochkompetitiv. Auf Klassentreffen zählt auch bei uns: Welcher Studienabschluss, welche Position, welches Gehalt? Klar, meine berufliche Stellung ist mir nicht so wichtig – wenn ich sicher sein kann, dass ich im oberen Drittel bin. Und selbst dort versucht man sich gern zu übertrumpfen.
  • Frau versus Mann ist vorbei: Ja, absolut. Das sehe ich zu 100 Prozent so. Ich bin diese ganzen Gleichstellungsdiskussionen leid. Ich bin den Damen und Herren, die die Emanzipation seit den 60er Jahren vorangetrieben haben sehr, sehr dankbar! Aber ich kann in der heutigen Zeit mit den leidigen Diskussionen um -innen etc. einfach nichts mehr anfangen.
Berufs- und Karriereziele

Im Job bewerten die Vertreter der Generation Y viele Aspekte als relevant. Zu den wichtigsten gehören:

  • Gute Arbeitsatmosphäre und Teamarbeit: Das ist mir auch sehr wichtig und trägt entscheidend zum Wohlfühlen bei. Aufgabe und Gehalt können noch so gut sein, wenn die zwischenmenschliche Chemie nicht stimmt, würde ich trotzdem gehen.
  • Neue Anreizsysteme: Gehalt und Dienstwagen sind weniger wichtig, dafür zählen Kreativität und persönliche Weiterentwicklung für die Gen Y stärker. Stimmt – sobald das Gehalt ein gewisses Level überschritten hat. Denn auch wir müssen erst einmal unseren Lebensunterhalt sichern. Ab diesem Punkt hat Geld für mich aber einen deutlich abnehmenden Grenznutzen und Wertschätzung, Sinnhaftigkeit und Wissen tragen weitaus stärker zu meiner Motivation bei.
  • Augenhöhe: Das ist das, was in meiner Biografie am ehesten zu Konflikten geführt hat. Ich kommuniziere auf Augenhöre, auch mit einem CEO. Und das können nur starke Persönlichkeiten ab. Menschen, die ihr Selbstbild vor allem aus ihrem Job-Titel beziehen, erwarten ein gewisses Maß an Unterwürfigkeit und Demut. Und das werden Sie von der Gen Y eher nicht bekommen.
  • Feedback: Für mich heißt es Generation „Why?“ Denn wir wollen wissen und verstehen. Warum ist die Strategie so angelegt? Was war an meiner Arbeit nicht gut? Wie kann ich den Prozess verbessern? Warum sägen wir das Projekt nicht ab, obwohl wir wissen, dass es nicht läuft? Diese Fragen sind unbequem, aber ich brauche die Antworten, um meine Arbeit gut zu machen.
Leistungsverständnis

Immer wieder wird kritisch gefragt, ob die Vertreter der Generation Y überhaupt noch arbeiten wollen oder sich mehr Life als Work wünschen. Ja! Wollen wir!

  • Wenn der Job Spaß macht, bin ich bereit, alles zu geben: Wenn ich voll in meinem Job aufgehe, stört es mich nicht, länger zu arbeiten, intensiv zu arbeiten, am Wochenende noch von zu Hause aus etwas zu machen. Das ist auf jeden Fall so. Allerdings sollten auf Hochphasen irgendwann auch immer entspannte Zeiten folgen. Kaputtspielen lasse ich mich nicht.
  • Ich will mitgestalten und möchte etwas verändern können: Als ich in meine neue Funktion gewechselt habe, sagte mir einer der Geschäftsführer: „Wenn Sie hier nichts verändern wollen, hätten Sie nicht wechseln brauchen.“ Genau, so ist es. Ich will etwas bewegen, sonst brauche ich den Job ja nicht zu machen. Und wenn ich das nicht kann, weil Freigaben oder Budget fehlt, weil Bürokratie lähmt oder der Chef einfach nicht will, dann ist das wahnsinnig frustrierend.
  • Ein hohes Arbeitspensum macht mir nichts aus, wenn die Anerkennung für meine Leistung vorhanden ist: Letztlich ist es das, wofür ich arbeite – die Anerkennung und Wertschätzung meines Umfeldes. Ich möchte bestätigt bekommen, dass die Arbeit, die ich leiste exzellent ist und das Unternehmen voranbringt, dass ich ein wertvoller Mitarbeiter und vielleicht sogar ein toller Mensch bin. Und ja, ich muss das öfter hören als einmal im Jahr im Mitarbeitergespräch. Aber das Lob muss ehrlich gemeint sein. Jeden Freitag ein standardisiertes „Gut gemacht“ bringt gar nichts.

Und nun Hand aufs Herz – Sind Sie da so anders gepolt?! Auch wenn Sie per definitionem nicht zur Gen Y gehören, bin ich überzeugt, dass Sie viele Ansichten und Wünsche nach einem sinnhaften Job, genügend Freizeit und Weiterentwicklung auch teilen. Vielleicht sind diese Bedürfnisse gar nicht generationenabhängig, aber meine Generation ist vielleicht die erste, die diese Erwartungen auch artikuliert bzw. die dafür nötigen Rahmenbedingungen vorfindet.

PS: In der zitierten Studie ist übrigens auch ein netter Test hinterlegt, wie gut Ihr Unternehmen schon auf Millennials einstellt ist 🙂

 

Was meinen Sie? Kommentieren gehört übrigens auch zu den Werten der Millennials!