Nicht immer benötigt man einen externen Coach. Wenn man sich ein bisschen auskennt, kann man vielen Kollegen auch selbst schon gut weiterhelfen. Entscheidend dabei: Die richtigen Fragen stellen.

Ein Kollege kommt zu Ihnen und sucht Rat und Hilfe. Als eine Art hilfreicher Coach haben Sie nun zwei Möglichkeiten, wie sie damit umgehen können:

  •  Unterstützung als Experte – Sie schlagen vor, empfehlen, raten, geben Beispiele aus Ihrem eigenen Erleben oder von anderen, geben Feedback, bewerten seine Lösungsansätze und überlegen für ihn den passenden nächsten Schritt.
  • Explorative Hilfe zur Selbsthilfe – Sie fragen nach, untersuchen, decken Optionen auf, hören zu, lernen, bauen auf den Ideen des anderen auf und unterstützen den Gedankengang des anderen.

Egal, auf welche Art Sie Ihren Kollegen unterstützen wollen, signalisieren Sie auf jeden Fall, dass Sie interessiert sind und immer bereit, ihm oder ihr zu helfen. Fragen Sie sich aber immer auch, ob Ihre aktuelle Beziehung zu dem Kollegen eine Coaching-Unterstützung überhaupt hergibt. Ist das Vertrauensverhältnis aus Ihrer Sicht stabil genug? Oder glauben Sie, dass Sie über das Coaching eine solche Vertrauensbasis sicher aufbauen können? Sind Sie sich unsicher, fragen Sie ihn einfach: „Möchtest du mit mir darüber sprechen?“

Klarheit über die Situation verschaffen

Falls Ihr Bauchgefühl JA sagt, können Sie in die erste grundlegende Klärung gehen und sich die Situation genau schildern lassen:

  • Zielklärung – Was will Ihr Kollege damit eigentlich erreichen? Woran merkt er, dass er damit erfolgreich war? Was wird sich aus seiner Sicht verändern, wenn er die Situation gelöst hat?
  •  Realitätscheck – Was genau ist passiert? Wie ist die Situation? Was stört Ihren Kollegen daran und warum? Wer ist noch daran beteiligt? Wie sehen ggf. andere Beteiligte die Situation? Was hat ihr Kollege schon versucht/unternommen und was ist dabei rausgekommen?

Versuchen Sie dabei so objektiv wie möglich zu bleiben. Sie waren in der Situation (wahrscheinlich) nicht dabei. Machen Sie sich einfach ein Bild davon, verschaffen Sie sich einen Überblick.

Expertenstatus beratend nutzen 

Erscheint Ihnen die Situation klar mit nur wenigen, eindeutigen Handlungsoptionen, dann können Sie in den aktiven Beratungsmodus gehen. Nutzen Sie eigene Beispiele, zeigen Sie klar auf, welches Verhalten nun wichtig ist und warum. Schildern Sie Konsequenzen und geben Sie klare Empfehlungen zu den nächsten Schritten. Auch ein Ausprobieren verschiedener Wege ist möglich, indem Ihr Kollege zum Beispiel erstmal einen Rat umsetzt. Führt dieser nicht zum gewünschten Ergebnis, können Sie später weitersprechen und sich für ihn eine weitere Option überlegen.

Mit Fragen zum Ziel 

Entscheiden Sie sich für den explorativen Coaching-Stil, weil die Situation eher komplex oder sehr persönlich ist, empfiehlt sich ein weiteres Vorgehen nach den folgenden Schritten und mit den folgenden Leitfragen:

  •  Handlungsmöglichkeiten – Welche Optionen hat Ihr Kollege in dieser Situation ganz generell? Was sind jeweils die Vor- und Nachteile bzw. die jeweiligen Konsequenzen? Welche Unterstützung bräuchte er, um diese Varianten umzusetzen? Was würde sein Vorbild in dieser Situation tun? Welche Ängste halten ihn vielleicht davon ab?
  •  Handlungsentscheidung – Was wird Ihr Kollege nun genau tun? Wie wird er sich verhalten? Welche Stakeholder muss er dafür einbeziehen? Welche Hindernisse könnten dabei entstehen? Will er das wirklich? Was motiviert ihn jetzt dafür?

Achten Sie darauf, dass Sie sich möglichst auf das Fragenstellen beschränken und sich mit eigenen Handlungstipps zurückhalten, denn Ihr Coachee soll ja selbst auf die für ihn passende Lösung kommen. Hier ist eher aktives Zuhören und interessiertes Nachhaken gefragt. Unterstützen Sie ihn in seiner Selbstreflektion und stellen Sie seine Ansätze immer wieder bewusst (aber liebevoll) in Frage.

Egal, wie Sie Ihrem Kollegen zur Seite stehen – Ihr Kollege wird es sicherlich als sehr wertvoll und wertschätzend empfinden und eine positive Bindung kann entstehen.