Tausend Kurse im Portfolio. Nur die Hälfte findet statt. Und der Rest? Bringt der was? Das Portfolio regelmäßig aufzuräumen befreit von altem Ballast und von so manchen kritischen Fragen. 

Warum ausmisten?

Jeder Kurs macht Arbeit. Selbst, wenn er nicht stattfindet. Denn für jeden brauche ich eine Beschreibung, eine Seite im Katalog, eine Internetseite, einen Trainer, Termine, Räumlichkeiten etc. Und das alles muss immer aktualisiert werden. Werbung muss ich vielleicht auch noch machen, um die Mitarbeiter auf das Angebot aufmerksam zu machen. 

Selbst wenn man für jede Veranstaltung nur wenige Minuten für diese Planungszeiten kalkulieren möchte, so kommt doch schnell eine ganze Menge Zeit zusammen. Zeit, die man an anderer Stelle besser verwenden könnte. 

Ein zu breites, halbtotes Portfolio bedeutet zudem, dass man jedes Jahr wieder verargumentieren muss, dass und warum eine große Zahl der Kurse nicht stattgefunden hat. Völlig unnötige Kritik, die wir von vorn herein vermeiden können. 

Wie konnte es so weit kommen?

Das Schulungsportfolio wächst meist über die Zeit immer weiter. Es wird einfach vom Vorjahr übernommen und um ein paar neue Themen ergänzt. Oft übernehmen wir ein solches Ungetüm schon vom Vorgänger oder züchten es uns mehr oder weniger bewusst selbst heran. 

Manchmal glauben Bildungsmanager auch, mehr sei mehr. Je dicker der Katalog, desto besser die Personalentwicklung. Oft ist es aber genau umgekehrt. Wirklich gutes Bildungsmanagement ist kein Feuerwerk, sondern besteht aus einigen strategisch gut platzierten Kerzen. Eine große Kurszahl weist eher auf eine schlechte Bedarfsanalyse hin. Nicht aktuell, nicht strategisch, weit weg von der Zielgruppe.

Wie wird mein Portfolio rank und schlank? 

Nutzen Sie drei Kenngrößen, um Ihr Portfolio auszumisten:

  • Welche Kurse sind zwei Jahre in Folge nicht zustande gekommen? Dafür besteht offensichtlich kein Bedarf. Löschen!
  • Welche Kurse bedienen keines der strategischen Ziele der Firma? Nutzen Sie dazu zum Beispiel die Strategie-Matrix, die Sie hier downloaden können. Gibt es Kurse, bei denen Sie kein Kreuzchen setzen können, löschen Sie sie oder versetzen Sie sie zumindest mit einem Fragezeichen und nehmen Sie sie unter die Lupe.
  • Welche Kurse bedienen keinen konkreten Bedarf? Haben Sie tote Trainings, die irgendwo herkommen oder schon immer da waren? Wenn diese Kurse niemand nachvollziehbar gemeldet und seit 1998 niemand gewollt hat – genau! Löschen. 
Woran erkenne ich ein totes Pferd?

Kurz gesagt: Keine oder nur sehr wenige Teilnehmer und keine strategische Anbindung. Ein Sonderfall sind Schulungen mit konstant schlechten Ergebnissen bei den Zufriedenheitsbefragungen. Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Rührt die Unzufriedenheit von schlechten Räumlichkeiten oder einem schlechten Trainer her – jeweils neu suchen und schauen, ob es in der Zukunft besser klappt. Sind die Teilnehmer aber unzufrieden, weil die Inhalte nicht zu Firma oder Bedarf passen – entweder neu konzipieren oder abschaffen.

Auch sehr teure Maßnahmen sollten regelmäßig hinterfragt werden. Werden DIE zwei Fachspezislisten der Firma damit jedes Jahr auf den neusten Stand gebracht, passt es sicher prima. Wird das teure Pferde-Coaching aber eingesetzt, um Teamkonflikte zu lösen, wäre eine Aussprache mit Mediator vielleicht wirkungsvoller, als mit Kanonen auf Spatzen – oder eben auf Pferde- zu schießen. 

Was ist der Dank?

Dank sollten wir wie immer nicht erwarten 🙂 Aber die Kosten für das Aufstellen und Pflegen des Schulungsportfolios sinken. Nehmen künftig mehr Teilnehmer an einem überschaubaren Set an Kursen teil, statt früher nur einige Wenige an sehr vielen Veranstaltungen, müssen insgesamt weniger Veranstaltungen geplant und durchgeführt werden. Das bedeutet: weniger Aufwand sowie geringere Kosten für Raumbuchungen und Trainer.

Auch ein gutes, tiefgehendes Controlling wird leichter, wenn weniger Kurse analysiert werden. Dann können wir endlich mehr Zeit in wirklich gute Auswertungen stecken und dafür sorgen, dass die Trainings, die wir anbieten, auch wirklich die Kompetenzen und Fähigkeiten ausbilden, die unser Unternehmen dringend braucht. Und das wiederum hilft enorm, wenn wir wieder vorm Management stehen und das GO für die nächste Saison holen müssen. Also nur Mut und beherzt streichen!