Mit Best Practice ist es wie mit Speisen und Getränken aus dem Urlaub: zu Hause schmeckt Espresso nicht wie in Italien, Kimchi nicht wie in Korea und philippinische Empanadas sind für den deutschen Gaumen eigentlich sowieso nichts. Ansätze und Konzepte aus dem Personalbereich, die auf der letzten Messe noch total begeistert haben, wirken zurück im eigenen Büro nur noch schal. Und uneinführbar.

Eins zu eins kann man die Umsetzungsbeispiele aus anderen Unternehmen meist nicht umsetzen. Also welchen Wert haben Best Practices dann überhaupt? Und wie sollen wir damit umgehen?

Leitfragen

Wir sollten aufhören, Best Practices als Blaupausen anzusehen. Immerhin finden wir es ja auch nicht gut, dass die großen Unternehmensberatungen immer nur vorgefertigte Lösungen verkaufen. Darum sollten wir auch gar nicht erst versuchen, die Lösungen anderer unreflektiert selbst übernehmen zu wollen. 

Wenn die gesehene Lösung aus einem anderen Unternehmen nicht so passt, kann man sich immer noch fragen, welche Herangehensweise gewählt wurde und ob diese bei einer eigenen Fragestellung auch hilfreich wäre. Denn wir können uns ja nicht nur beim Was, sondern auch beim Wie inspirieren lassen.

Hier eine Auswahl hilfreicher Fragen:

  • Wie war die Ausgangslage im vorgestellten Projekt? Also: Welche Probleme sollten behoben werden, von wem kam die Lösungsidee, wie waren die Rahmenbedingungen etc.
  • Wie wurde das Management von dem Lösungsansatz überzeugt? Also: Was waren die Argumente, wie wurde vorgegangen, wann wurde was präsentiert, wer hat mit wem gesprochen etc.
  • Wer war an der Lösung beteiligt? Also: Nur Interne, oder auch Externe, wie waren die Betroffenen integriert, mit wem konnten die Verantwortlichen sich beraten etc.
  • Wie wurde vorgegangen? Also: Klassisches Projektmanagement oder agil, welche Stolpersteine gab es, welche Lessons Learned etc.
  • Warum ist die vorgestellte Lösung so gut? Also: Weil die Richtigen beteiligt wurden, weil die Ergebnisse so toll sind, weil es auch im Vergleich mit anderen Unternehmen so einzigartig ist, weil der Personaler damit glänzen kann etc.

Bei all den vorgestellten Fragen – und natürlich auch bei allen, die Ihnen selbst noch einfallen – können Sie nun überlegen, was das alles mit Ihnen zu tun hat. Ist die Situation in Ihrem Unternehmen vielleicht genau gleich? Oder ähnlich? Oder völlig anders? Sicher gibt es Hürden mit Best Practice Projekt, die bei Ihnen gar kein Thema sind, dafür stehen Sie vor anderen Herausforderungen.

Ihre spezielle Situation finden Sie sicher auf keiner Messe und auf keinem Kongress, aber eine Menge intelligenter Ansätze, die Sie vor allem als Anregung sehen sollten, als Impuls, als Idee. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.

PS zum Foto: Ein sehr kreatives Auto aus einem Milchkarton gebastelt, das ich in Südafrika gesehen habe.  Das könnten deutsche Kinder einmal als kreativen Anstoß nehmen 🙂