Michael Seidel von der casualfood GmbH leitet nicht nur das Personal, sondern verantwortet auch das Thema Unternehmenskultur. Er hat einen besonderen Blick auf Sinn, Werte und Motivation – nicht nur bei seinen Mitarbeitern, sondern auch bei sich selbst.

Wie sind Sie in den HR-Bereich gekommen?

Am Anfang durch Zufall durch einen Ferienjob als Student vor meinem Examen zum Hotelbetriebswirt – ich habe seinerzeit Warner Bros. Movie World, der Freizeitpark in Bottrop-Kirchhellen, mit eröffnet und wurde als Personnel Coordinator für den Gastronomiebereich eingesetzt. Das hieß über 650 Saisonkräfte einstellen und für die 21 Outlets einplanen. Mein Einstieg in den Personalbereich war folglich geprägt von „Mass Hiring“ und Eröffnungseuphorie.

Warum macht Ihnen der Job heute immer noch Spaß?

Der direkte Bezug zu Mitarbeitern und Bewerbern in der täglichen Arbeit ist sehr sinnbringend, jeder Tag birgt neue überraschende Wendungen, und Teams aufzubauen und zu entwickeln, bereitet mir immer wieder unwahrscheinliche Freude.

An was arbeitet Ihre HR gerade und in welchem Umfeld?

Wir sind aktuell dabei, ein sehr pragmatisches „Stimmungsbarometer“ auszurollen, das auch als smarter Kommunikationspunkt zwischen Mitarbeitern und Personalern dienen kann. Zudem haben wir derzeit ein maßgeschneidertes Konzept für zeitgemäße Mitarbeitergespräche fertig gestellt, und ganz aktuell starten wir zusammen mit einer externen Agentur das Feld „Social Media“ und Arbeitgebermarkenaufbau für Human Resources von casualfood aufzuarbeiten und auszubauen.

Auf was sind Sie in Ihrem Job richtig stolz? Was ist Ihnen optimal gelungen?

Ein Aspekt zieht sich durch meine verschiedenen beruflichen Stationen: Lösungen, Prozesse oder Vorlagen zu entwickeln und einzuführen, die genau auf das jeweilige Unternehmen passen und zudem die entsprechende Unternehmenskultur widerspiegeln.

An welcher Stelle sind Sie schon einmal grandios gescheitert?

Scheitern gehört zum Arbeitsalltag, ohne Scheitern keine Entwicklung. Manchmal macht man einen großen Schritt nach vorne, nachdem man zuvor an einer Situation grandios gescheitert ist, weil man die richtigen Rückschlüsse ziehen konnte. Während einer meiner beruflichen Stationen war ich zum Beispiel General Manager einer großen Freizeitanlage. Ich erinnere mich daran, wie wir im Außengelände eine professionelle Dirt-Bike-Strecke gebaut haben – das wurde eine never-ending-story, wir mussten permanent die Sprunghügel in Form halten, Unkraut spross tonnenweise aus dem Boden, und irgendwann haben wir es einfach sein lassen. Das war einfach nicht zu bewältigen.    

Welche Zukunftsentwicklung macht Ihnen eher Angst?

Wenn kein Veränderungs- und Anpassungswille vorhanden ist. Wirklich Angst macht mir nichts, solange man im Kopf flexibel bleibt und Organisationen akzeptieren, dass sich die Werte und Motivationen der Menschen stetig und immer schneller verändern und wir somit unser Verständnis von „Human Kapital“ sorgsam anpassen müssen. 

Was würden Sie in Ihrem Unternehmen oder im Business generell sofort verändern, wenn Sie es könnten?

Der Dienstleistungsbereich, in dem ich tätig bin – also die Hotellerie, Gastronomie und teilweise auch der Einzelhandel – leidet grundsätzlich unter einem schlechten Image. Mit diesem Vorurteil würde ich gerne aufräumen, denn es wird völlig außer Acht gelassen, welche enorme Jobsicherheit man hat, dass man in allen Städten und Regionen in seinem Beruf arbeiten kann, und dass diese Branchen diejenigen mit den schnellsten Aufstiegsmöglichkeiten sind.

Letzte Frage: Welchen Tipp würden Sie „Jung-Personalern“ mit auf den Berufsweg geben?

Ihr habt eine der besten Disziplinen gewählt, die es gibt. Die Emanzipation von HR als ernstzunehmende Abteilung mit einem hohem Einflussfaktor im Unternehmen hat bereits stattgefunden, das Schattendasein als „Aktenverwalter und Lohnabrechner“ haben die Personaler vor euch bereits erfolgreich beendet und den Personalbereich als „business relevant“ positioniert. Macht was d’raus, es lohnt sich.

Vielen Dank für das Interview!

Über casualfood GmbH:

casualfood betreibt Foodformate für Airports und Bahnhöfe. Elf unterschiedliche Marken-Konzepte bedienen ein vielseitiges Portfolio vom hochwertigen Fast Food bis zum italo-amerikanischen Delikonzept. Die eigenen Konzepte wie Quicker’s, Natural, Italissimo, Mondo, Mondo Bianco, Hermann’s, Mayer’s, Kilkenny und Goodman & Filippo sowie die als Franchise geführten Marken Kamps und ServiceStore DB prägen das Bild an den Verkehrsstandorten. Die inhabergeführte casualfood GmbH ist mit über 700 Mitarbeitern und mehr als 50 Mio. € Nettoumsatz eines der wachstumsstärksten Unternehmen in der Verkehrsgastronomie.