Den Mensch in den Mittelpunkt stellen. Das bleibt allzu oft nur ein hehrer Leitgedanke. Gerd Duffke von der Trumpf GmbH & Co. KG wollte sich damit nicht abfinden und wechselte vom Betriebsrat kurzerhand ins Personal. Als Programmleiter der Personalentwicklung mit dem Schwerpunkt Sonderprojekte kann er heute aktiv anfassen und verändern, wo er früher nur mahnen durfte.

Wie sind Sie in den HR-Bereich gekommen?

Ich war vorher Konzern- und Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei TRUMPF. Die Aussage der „Mensch steht im Mittelpunkt“ war für mich dabei nie eine plakative Aussage, sondern Gebot. Das war quasi mein Leitsatz. Als Betriebsrat (BR) hatte ich aber öfters den Eindruck gewonnen, dass bei manchen Führungskräften der Mensch eher im Weg stand, als im Mittelpunkt. Ich habe immer wieder mehr Humanität in der Arbeitswelt gefordert und den oft deutlichen Mangel an Menschlichkeit und Menschenorientierung beklagt. Dann wollte ich irgendwann raus aus dieser Rolle des Mahners und mehr zum aktiven „Macher“ und „Umsetzer“ werden. Genau das wurde mir in der Personalentwicklung geboten.

Warum macht Ihnen der Job heute immer noch Spaß?

Weil ich wirklich was bewegen kann. Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen. Ich möchte sie in den verschiedenen Lebensphasen – Einstieg, Wachstums, Herausforderung und Reife – alternsgerecht unterstützen und nach Möglichkeit vermeiden helfen, dass sie in die Sättigungsphase reingeraten.

An was arbeitet Ihre HR gerade?

An innovativen Lernformaten, wie z.B. Storytelling, Hackathon, Designathon, Barcamp, Planspiel I4.0, MOOC, Fire Chat, Learning by Thinking – um nur einige zu nennen.

Ich selbst bin mit zwei neuen geförderten Projekten gestartet: F4DIA (Fit für die digitale Arbeitswelt) und VASE (Virtual and Analytics Service im Maschinen- und Anlagenbau). Um was dabei geht, kann man vermutlich relativ gut aus den Titeln ableiten.

Auf was sind Sie in Ihrem Job richtig stolz? Was ist Ihnen optimal gelungen?

Vor über 30 Jahre habe ich die weltweite Serviceschulung bei TRUMPF mitgestaltet und aufgebaut. Als Betriebsrat habe ich bereits 1997 das erste Bündnis für Arbeit bei TRUMPF mit der Geschäftsführung abgeschlossen mit Themenfeldern wie Beschäftigungs- und Standortsicherung, modernen Arbeitszeitsystemen, Weiterbildungsprogrammen, Gesundheitsförderung. Heute gibt es bereits die fünfte Auflage davon. Darauf bin ich richtig stolz.

Ein toller Höhepunkt war es für mich außerdem, dass ich mit meinem letzten Projekt „Fit for Service“ in diesem Jahr den Deutschen Bildungspreis in der Kategorie Innovation gewonnen habe. Wen würde das nicht stolz machen?!

An welcher Stelle sind Sie schon einmal grandios gescheitert?

Am Ende meiner Betriebsratskarriere, nach 16 Jahren, war ich absolut in der Sättigungsphase angelangt. Die Reibereien innerhalb des BRs nahmen ständig zu, so dass ich fast dabei aufgerieben wurde. Der Burnout klopfte schon an meine Tür. Eine Perioden-Begrenzung, ähnlich dem Beispiel USA, wäre eventuell überlegenswert. Allerdings würde ich beim aktuellen Beispiel eher für 8 Monate als für 8 Jahre plädieren.

Was haben Sie daraus gelernt?

Es ist nie zu spät für eine Veränderung. Und wenn du nicht als Salzsäule enden willst: Blicke nie zurück im Zorn, sondern sieh immer mit Zuversicht nach vorne.

Welche Zukunftsentwicklung macht Ihnen eher Angst?

Dass die Welt sich nicht befrieden lässt. Es gibt zu viele Mächtige, die anstatt Verantwortung zu übernehmen, Machtmissbrauch betreiben. Das ist sehr traurig.

Wie gehen Sie damit um?

Ich habe darauf nicht wirklich eine Antwort. Ich bin von Haus aus ein Macher und Beweger, aber da bewege ich gar nichts. Das geht nur mit und in der Masse der Vernünftigen. Das ist sicher die große Mehrheit, die darf sich zukünftig nicht mehr von Psychopathen regieren und unterdrücken lassen.

Was würden Sie in Ihrem Unternehmen oder im Business generell sofort verändern, wenn Sie es könnten?

Nichts, wir haben aktuell viele positive Maßnahmen und Projekte auf den Weg gebracht, die wirklich den Menschen in den Mittelpunkt rücken und die alle dazu dienen, Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen. Da mach ich einfach mit, das ist mein Ding. Die Bewegründe, weshalb die Unternehmen diese Mitarbeiterperspektive nun befördern, mögen unterschiedlich sein und nicht immer aus der inneren Überzeugung kommen. Da bin ich aber Pragmatiker, Hauptsache es passiert. Der Fachkräftemangel zwingt letztendlich die Unternehmen zu ihrem Glück. Was ist leistungsfördernder als zufriedene Mitarbeiter zu haben?! Und eigentlich ist das auch nicht schwer. Ich habe es nicht zuletzt in meinem Projekt „Fit for Service“ unter Beweis gestellt. Da haben wir verdiente technische Mitarbeiter zu extrem wertvollen Serviceexperten weitergebildet, statt sie in die Frührente zu schicken. Stichwort: Wertschätzung.

Letzte Frage: Welchen Tipp würden Sie „Jung-Personalern“ mit auf den Berufsweg geben?

Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut sie sind, was die alles wissen und wie vernünftig die bereits sind. Wenn ich in diesem Alter schon so reif gewesen wäre, wäre vermutlich aus mir eine Mischung aus Mutter Theresa und Einstein geworden. Spaß bei Seite, wir haben zum Glück viele junge Talente bei uns in der Firma. Ich bin stolz auf meine jungen Kollegen/innen. Ich sag immer: „Macht weiter so! Verliert nie, bei aller Ernsthaftigkeit, die das Berufsleben erfordert, den Spaß an der Arbeit und verliert nie den Humor. Beutet euch selbst nicht aus und geht mit euren Kollegen oder auch euren zukünftigen Mitarbeiten, allzeit wertschätzend um.“

Vielen Dank für das Interview!

 

Mehr über TRUMPF: TRUMPF wurde 1923 als mechanische Werkstätte gegründet und hat sich zu einem der weltweit führenden Unternehmen für Werkzeugmaschinen, Laser sowie Elektronik für industrielle Anwendungen entwickelt. Im Geschäftsjahr 2015/16 erwirtschaftete das Unternehmen mit über 11.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,81 Milliarden Euro. Die digitale Vernetzung der fertigenden Industrie treibt Trumpf durch Beratung, Plattform- und Softwareangebote voran. Als unabhängiges Familienunternehmen denkt und handelt die Firma langfristig. Ihr Gestaltungswille macht sie zum Garant für kontinuierliche Innovationskraft.

Als Hochtechnologieunternehmen lebt TRUMPF von den innovativen Ideen und Impulsen seiner Mitarbeiter. Das Unternehmen schafft hierfür die idealen Bedingungen, indem es seine Mitarbeiter gezielt fördert und weiterentwickelt. Dabei orientieren sich die die Personaler von Trumpf an den unterschiedlichen Bedarfen der unterschiedlichen Zielgruppen und bieten für diese maßgeschneiderte Entwicklungs- und Qualifizierungsprogramme.