Auch nach Jahren als Personalentwickler wollen wir Sachen verändern, neu einführen, Menschen überzeugen. Aber ist das überhaupt sinnvoll oder setzen wir uns selbst nur unter Druck?
In vielen Unternehmen scheint es mit der Personalentwicklung nie gut genug zu sein. Die Abteilung ist dauernder Kritik von verschiedenen Seiten ausgesetzt: von Teilnehmern, von der Geschäftsführung, vom Betriebsrat. Jeder hätte gern noch etwas anderes, es ist nie genug. Und wir kritisieren uns auch gern selbst. Das hätte besser laufen können. Da waren wir zu langsam. Diese Kennzahl entspricht nicht unseren Erwartungen. So richtig zufrieden sind wir eigentlich nie. Höher, schneller, weiter – noch ein Entwicklungsprogramm mehr, neue Software und noch mehr Kurse. Die Güte unseres Systems wird oft quantitativ beurteilt. Das bringt uns vor allem eine gewisse Überforderung. Wir verzetteln uns. Die Ziele, was damit erreicht werden soll, verlieren wir aus den Augen.
Vergleich bringt Frust
Das kommt auch vom Trend zu Benchmarking und Vergleich. Obwohl es eigentlich für inhaltliche Denkanstöße gedacht ist, bringt es doch meist nur eines: Frustration. So gut wie die Anführer der diversen “Bestenlisten” werden wir nie sein. Oder unsere Sammlung der To Dos – all der tollen Ideen, die wir unbedingt noch umsetzen müssen – wächst weiter ins Unermessliche. Statt uns auf uns selbst zu besinnen, orientieren wir uns an Spitzenreitern und vergessen dabei, dass betriebliche Weiterbildung vor allem eines sein sollte: bedarfsgerecht. Statt die Blaupause eines vermeintlich besseren zu kopieren, sollten wir stärker auf das eigene Unternehmen schauen und dafür passende Lösungen umsetzen. Gemerkt? – Noch ein To Do!
Abwechslung siegt
Anforderungen von allen Seiten und die eigenen heren Ziele. Ist das nicht schon alles viel zu viel für uns? Andererseits – Neues anzustoßen und auszuprobieren ist ganz entscheidend, um dem Job auch nach Jahren noch interessante Aspekte abzugewinnen. Niemand will sich langweilen, jeder sucht einen abwechslungsreichen Job. Und dabei ist Routine tödlich. Deshalb suchen wir schon aus uns selbst heraus immer nach neuen Herausforderungen.
Hinzu kommt, dass wir selbst meist unsere schärfsten Kritiker sind. Wir wissen oft sehr genau, an welchen Stellen unser System, unsere IT oder die Lernangebote noch nicht rund laufen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und haben meist nichts damit zu tun, dass wir unserer eigenen Arbeit gegenüber super kritisch eingestellt wären. Statt höher, schneller, weiter sehen wir immer wieder, dass sich die Rahmenbedingungen geändert haben, Angebote nicht mehr passen, neue Technik und Methoden an den Markt gekommen sind, die den Bedarf des Unternehmens noch besser treffen können. Diese Selbstkritik ist also durchaus berechtigt und gesund. Statt Selbst-Bashing geht es darum, bewusst zurückzublicken und nötige Anpassungen vorzunehmen.
Der richtige Moment
Oft zeigt sich hier auch besonders Fingerspitzengefühl. Wenn wir mit unseren Ideen scheitern, liegt es häufig daran, dass bei Management und Führungskräften das Verständnis für Programme oder Ansätze schlicht fehlt. Die Kultur passt noch nicht, die Zeit ist einfach noch nicht reif. Dann gilt es, in den nächsten Monaten oder sogar Jahren sensibel zu bleiben und den richtigen Zeitpunkt abzupassen, um die Neueinführung etwas später doch noch vornehmen zu können.
Nicht zuletzt haben Personalentwickler einen großen fachlichen Anspruch. Was wir tun, wollen wir richtig machen. Systematisch, professionell, zielgenau. Dazu gehört, Initiativen gut vorzubereiten und einzuführen, aber auch, die Entwicklungen gut zu verfolgen und ggf. nachzusteuern. Wenn wir dabei nicht in kleinliche Pedanterie verfallen, ist das auch genau richtig so. Das sollten wir uns nicht nehmen lassen, sondern als wichtigen Teil unserer Arbeit, als entscheidenden Moment des PDCA-Zyklusses im Bildungsmanagement begreifen. Es muss nicht immer höher und weiter sein, aber besser geht es alle Mal!
Also Mut zum Neuen, Mut zum kritischen Hinterfragen. Aber auch Mut zum Ausmisten des Portfolios, zum Abschaffen von Programmen, die nicht laufen, zum Abschalten überflüssiger IT. Und Mut zum Nicht-Hinhören, wenn mal wieder ein befreundeter Personaler aus einem anderen Unternehmen von einen Ansatz erzählt, den man UNBEDINGT einführen MUSS! Denn besser wird unsere Personalentwicklung meist nicht durch ein MEHR. Sondern durch bessere Passung und schlankere, zielgenaue Angebote.
Tipp: Um nachhaltig besser zu werden, sollte man wissen, wo man steht. Ermitteln Sie jetzt Ihren Status Quo.
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