Der Traum vieler Führungskräfte – die Produktivität der Mitarbeiter auch im Home Office sicherstellen. Einige Unternehmen haben nun Technologien zur Überwachung implementiert. Was dabei rauskommt? Vor allem Misstrauen, erklärt Dr. Janina Steinmetz, Senior Lecturer in Marketing an der Business School, City University of London.

Mit moderner Technik können Unternehmen heute Bildschirmfreigabenpflichten einführen, besuchte Webseiten überwachen, die Klicks pro Minute messen und sogar die Webcam am Firmenlaptop aktivieren. Sie glauben, auf diese Art sicher zu stellen, dass die Mitarbeiter nicht herumtrödeln oder private Sachen machen. “Die Überwachung scheint eine einfache Strategie zu sein, um dies zu verhindern“, so Dr. Steinmetz.

Viel sinnvoller wäre es, die Mitarbeiter aktiv einzubeziehen, geeignete Ziele festzulegen und gemeinsam regelmäßig den Zielfortschritt zu überprüfen, Verantwortung an die Mitarbeiter zu übergeben, Selbstorganisation untereinander zu ermöglichen etc. Aber: “Diese Strategien erfordern mehr Aufmerksamkeit und Planung seitens des Managements”, so Steinmetz. Dagegen scheint die Klicküberwachung im Sinne einer Totmanntaste verlockend einfach. Aber was überwache ich damit? Nur, dass der Mitarbeiter noch am Rechner sitzt und irgendwas tut. Qualität, Sinnhaftigkeit, Ziele? Fehlanzeige.

Im Gegenteil. Eine solche Überwachung verringert deutlich das Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Steinmetz: „Der Einsatz von Überwachungstechnologie hat jedoch praktisch keinen Nutzen für den Mitarbeiter und dient nur dem Kontrollbedürfnis des Arbeitgebers.” Auf beiden Seiten steht immerzu der Vorwurf von Drückebergertum, das erzeugt nur eine Kultur des Misstrauens. Motivation adé.

Untersuchungen zeigen, dass Menschen sich nicht nur anders verhalten, wenn sie überwacht werden – zum Beispiel bleiben sie den sozialen Medien fern, wenn der Chef im Büro ist oder wenn der Zoom läuft – sondern sie denken auch anders über ihre Arbeit.” weiß Steinmetz. “Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass Menschen bei einem Test mehr Fehler zu machen glauben, wenn sie eng überwacht werden. Dadurch wird der Fehler oft vergrößert und scheint schwerwiegender zu sein.