Wer einen Bildungsanbieter aussuchen will, versucht oft, sich an Zertifikaten oder Auszeichnungen zu orientieren. Aber was sagen diese wirklich aus über Trainingsqualität, Zuverlässigkeit und Inhalte?

Es gibt eine unübersichtliche Vielzahl von Zertifikaten im Bildungsbereich. Grundsätzlich gilt: Es ist immer gut, wenn ein Anbieter zertifiziert ist, denn es zeigt, dass er sich mit der Qualität seiner Leistung auseinandersetzt. Was genau für die Zertifizierung zu leisten ist und wie die Überprüfung abläuft, ist jedoch sehr unterschiedlich.

Auf externe Überprüfung achten

Als solide und verlässlich sind ISO-Zertifizierungen einzustufen, im Bildungsbereich meist nach der DIN EN ISO 29990 oder der allgemeinen Qualitätsnorm DIN EN ISO 9001. Hier erfolgen ein externes Audit und regelmäßige Nachprüfungen. Ähnlich gut ist die Zertifizierung der Lernerorientierten Qualitätstestierung in der Weiterbildung (LQW). Diese ist sogar noch stärker auf Weiterbildungsanbieter zugeschnitten und beinhaltet ebenfalls eine externe Auditierung.

Qualitätsmodelle, die auf eine rein interne Evaluation abstellen, können inhaltlich gut sein und von den Anbietern sehr professionell durchgeführt werden. Für einen Außenstehenden ist dies jedoch fast nicht zu beurteilen.

Vorsicht ist geboten bei Siegeln, die keine verbindlichen Kriterien vorgeben. Diese werden eher als Selbstverpflichtung oder Wunsch & Vision benutzt und geben keinerlei Aufschluss über die tatsächliche Umsetzung im Unternehmen.

Gleiches gilt für Siegel und Auszeichnungen, die gekauft werden können. Dort gibt es häufig auch eine Art Kriterienkatalog und eine Überprüfung. Steht jedoch der Erhalt des Siegels im Vordergrund oder ist dieser sogar garantiert, können Sie die Relevanz dieser Prüfung berechtigt in Zweifel ziehen. Dann geht es dabei nur um Marketing, nicht um echte Verbesserung. Das gilt im Übrigen auch für Siegel für die Personalarbeit.

Regional starke Qualitätsmodelle

Viele Bundesländer haben die Sicherung der Qualität der Weiterbildung mittlerweile selbst in die Hand genommen oder unterstützen die Transparenz des Marktes. Allen voran gehen Bremen und Hamburg mit ihren jeweiligen verbindlichen Modellen, die Kriterien für eine Zulassung zum Anbieten staatlich geförderter Kurse vorgeben und kontrollieren.

Auch Auszeichnungen regionaler Bildungsinitiativen wie das Siegel Qualitätsgeprüfte Weiterbildung aus Hessen, QESplus aus Sachsen oder das ZAW Qualitätssiegel aus Mecklenburg-Vorpommern besitzen meist eine gute fachliche Fundierung. Die Herausgeber sind eine gute Anlaufstelle, wenn Sie Unterstützung bei der Suche nach einem verlässlichen Anbieter in Ihrer Umgebung benötigen.

Aussagekraft von Siegeln immer beschränkt

Einschränkend muss an dieser Stelle jedoch drauf hingewiesen werden, dass sich fast alle Siegel und Zertifikate ausschließlich mit der organisatorischen Seite von Trainingsanbietern beschäftigen – von der Zusammenstellung des Angebotes über die Trainerauswahl bis zur Planung und Abwicklung der Seminare. Die pädagogische Qualität des Lehr-Lern-Geschehens bleibt immer außen vor. Wie ein Seminar also am Ende tatsächlich abläuft, welche Lernmethoden verwendet werden, wie die Interaktion zwischen Trainern und Teilnehmern gestaltet wird oder wie der Lernprozess des Einzelnen gesteuert wird, ist in keinem Qualitätsmodell hinterlegt. Das bleibt für Sie immer eine Wundertüte und eine Überraschung.

Mit persönlichem Kennenlernen, Probeseminaren und guter Zielgruppenabstimmung können Sie aber die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es eine gute Überraschung wird.

Welche Zertifikate empfinden Sie als verlässlich? Oder halten Sie gar nichts davon? Teilen Sie doch Ihre Meinung über die Kommentarfunktion! Danke.