Valentin Vollmer ist der Gründer von CoachNow, einer Online-Coaching-Plattform, die sich aktuell rasant entwickelt. Im Interview räumt er mit Vorurteilen auf und erklärt, worauf es beim Coaching ankommt.
Hallo Herr Vollmer! Online-Coaching klingt schon sehr speziell. Wie läuft das genau ab?
So speziell ist das gar nicht. Zwei Menschen reden miteinander, der eine hier, der andere woanders und beide sind verbunden über ein Video-Tool, d.h sie sehen und hören sich. Der eine hat ein konkretes Anliegen, bei dem er in der Sackgasse steckt und der andere hilft ihm durch kluge Methoden, wieder heraus zu kommen. Kein Hexenwerk, sondern genial einfach und zeitgemäß.
Kann man da als Coachee überhaupt Vertrauen aufbauen? Das hängt doch schon sehr stark vom Bauchgefühl und der Chemie ab.
Beim Thema Vertrauen sind wir Menschen verschieden. Die einen wollen eine fundierte Vorbereitung und ganz viele Infos über den Coach im Vorfeld und die anderen springen in ein Online-Coaching wie in ihre Instagram-Timeline – ruckizucki, schnelle Hilfe, weiterleben. Ich glaube, es ist wichtig, dass beide Typen das für sich passende Konstrukt finden. So bieten wir bei CoachNow z.B. die Möglichkeit, die Coach-Profile im Vorfeld anzuschauen und mit dem gleichen Coach wiederholt zu sprechen – wenn man das mag.
Sich einem Bild am PC zu öffnen ist aber schon etwas anderes, als sich einem anderen Menschen anzuvertrauen. Wie gehen Sie mit dieser Distanz um?
Naja, es ist ja nicht nur ein „Bild“, sondern da sitzt ja ein echter Mensch. Die räumliche Distanz wird übrigens als sehr positiv wahrgenommen. Nicht nur die An- und Abreise entfällt, sondern man wird nicht abgelenkt von äußeren Faktoren wie z.B der Einrichtung der Coaching-Praxis und kann sich ganz auf das eigentliche Thema konzentrieren. Bei Coachings geht es ja oft um emotionale Themen – da ist es für viele von Vorteil zuhause in der vertrauten Umgebung zu sein, vielleicht in gemütlichen Klamotten und der Lieblingsdecke in der Nähe. Niemand findet es schön, nach einem aufwühlenden Coaching auf dem Heimweg verheult im Bus zu sitzen.
Ist dieses Format für jeden geeignet?
Ich glaube grundsätzlich nicht an schwarz-weiß, d.h. One-size-fits-all gilt meiner Ansicht auch für Online-Coaching nicht. Wie bei allen Entscheidungen im Leben sollte man in sich hineinhören, was sich stimmig anfühlt und wenn man lieber Präsenz-Coaching mag, dann ist das auch gut so. Allerdings wird speziell die junge Generation mit dem Online-Angebot in ihrer Lebensrealität abgeholt, denn schliesslich wird sonst auch fast alles online gemacht – also warum nicht Online-Coaching?
Bringen Ihre Online-Coachees andere Themen mit als Coachees, die ihrem Coach direkt gegenüber sitzen?
Nein. Allerdings haben wir festgestellt, dass viele Coachees unsere kurzfristige Verfügbarkeit sehr schätzen und sich daher mit ganz konkreten und akuten beruflichen Fragestellungen an uns wenden. Dadurch verändert sich die emotionale Qualität, denn die erlebte Situation ist ganz frisch und es vergehen nicht Tage oder Wochen bis zum Coachingtermin.
Was würden Sie einem Coaching-Willigen in der Vorbereitung raten (hinsichtlich Format oder auch generell)?
Reflektieren Sie, was und wer sich für Sie stimmig anfühlt. Hören Sie damit nicht auf, denn wir verändern uns permanent und dann kann der Coach, der heute ideal ist, morgen nicht mehr der passende Begleiter sein. Seien Sie sich darüber bewusst, dass die Lösung in Ihnen liegt und der Coach Ihr Begleiter ist, damit Sie die für Sie stimmige Lösung finden. Coaching ist weder Mentoring noch Beratung, sondern Hilfe zur Selbsthilfe.
Vielen Dank für das Interview!
Über Valentin Vollmer:
Valentin Vollmer ist Gründer und Geschäftsführer von CoachNow. Die Online-Coaching-Plattform hat sich auf Young Professionals und junge Führungskräfte fokussiert. Seit mehr als 10 Jahren begleitet Vollmer junge Menschen am Anfang des Berufslebens u.a. in mehreren Positionen bei Siemens. Im November 2019 erscheint sein zweites Buch „Karrierestart – von der 1. Bewerbung bis zur 1. Führungsaufgabe“. valentinvollmer.com Foto: Florian Maucher
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