Vier Studierende verraten im Interview, wie sie sich ihr Berufsleben vorstellen, was sie sich im Job wünschen – und was eben auch nicht. Insiderinfos zur jungen Generation also. Im ersten Teil diskutieren sie darüber, wie wichtig es ist, früh Praxiserfahrungen zu sammeln und etwas zu tun, was Spaß macht und Lernimpulse bietet. Alle vier studieren Bildungsmanagement an der Steinbeis-Hochschule, einen interessanten Studiengang, der nicht nur die Verbindung aus Lerntechnologie und Managementfokus, sondern auch großen Praxisbezug bietet.

Warum macht Ihr eigentlich ein duales Studium mit Theorie an der Uni und Praxisteil im Unternehmen?

Jacqueline: Mir war es wichtig dual zu studieren, um einen leichteren Berufseinstieg zu ermöglichen. Ich konnte beobachten, dass Personen mit einem Masterabschluss meist nur die verpflichtenden Praktika im Studium absolviert haben. Diese Personen wundern sich dann, warum sie mit dem Argument „Sie haben nicht genug Berufserfahrung“ abgespeist werden. Nachdem ich nun im 3. Semester bin, kann ich die Unterschiede zwischen den Praktikanten, die bei uns reinschauen, und mir feststellen. Die Diskrepanz zwischen der Anwendung und Theorie geht so weit auseinander, dass ich froh darüber bin die notwendige Praxiserfahrung schon während des Studiums sammeln zu können. Damit weise ich bereits 3 Jahre Berufserfahrung nach dem Abschluss auf, was andere nicht von sich behaupten können.

Arthur: Genau das, was du beschreibst, habe ich erlebt! Ich habe mich nach meinem ersten Masterstudium an der LMU auf dem Stellenmarkt nach einem Einstieg in der Personalentwicklung umgesehen. Alle verfügbaren Stellen haben allerdings mindestens 2-3 Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt, die ich nicht nachweisen konnte. Über ein Stellenportal bin ich dann auf den dualen Masterstudiengang aufmerksam geworden. Ich habe sofort meine Chance gesehen, erste Erfahrungen in einem großen Konzern zu machen und meine Expertise im Bereich E-Learning zu vertiefen.

Tina*: Ich wollte vor allem direkt einen Einblick in die Herausforderungen der Praxis erhalten und dadurch auch mehr Inhalte aus dem Studium mitnehmen, da einem die Relevanz der Themen dann erst richtig bewusst ist.

Marius: Das war bei mir auch so. Ich bin überzeugt, dass echte Kompetenzentwicklung vor allem auch Praxis braucht: „Handeln kann man nur handelnd erlernen“ sagt Prof. Wahl. Schon ab dem 3. Semester hatte ich durchgehend einen Fuß in der Praxis. Daher kam für mich nach dem Bachelor nur ein praxisorientiertes Studium in Frage – vom berühmten Praxisschock bleibt man so auch etwas besser verschont.

Jacqueline: Also in meinem Bachelorstudium hat mir der konkrete Praxisbezug total gefehlt. Ich habe deshalb schon während des Bachelors gearbeitet und für mich entschieden, dass es deutlich mehr Relevanz schafft, wenn ich weiß wie ich das Gelernte in die Praxis transferieren kann. Da die Studiengruppe im dualen Studium deutlich kleiner ist, kann besonders gut auf den individuellen Wissenstand eingegangen werden. Das ist bei Vorlesungen mit 600 Studierenden nicht zu realisieren, das verstehe ich schon.

Marius: Klar, aber es ist nicht nur das. Im Studium hier haben wir Studierenden untereinander, aber auch mit Dozenten und Gästen aus der Praxis die Möglichkeit, Netzwerk-Synergien schon früh im Berufsleben aufzubauen. Ich erachte Netzwerke und übergreifende Interessengemeinschaften wie zum Beispiel Grassroots oder auch die Corporate Learning Community als meinen persönlichen Kreativitäts- und Innovationsbooster.

Was macht Euch in Eurem Job heute besonders Spaß?

Tina: Ich finde es toll, wenn ich kreative Lösungen für Kundenanforderungen finden kann und nach einer Aufgabenteilung die einzelnen Ergebnisse geordnet sammeln und zu einem Ganzen zusammenfügen darf.

Jacqueline: Also an meinem Job macht mir besonders die Verknüpfung der Theorie mit der Praxis Spaß. Ich kann für mich feststellen, dass ich ohne das Wissen meinen Job nicht ausführen könnte.

Marius: Ich bin ja sowieso ein sehr neugieriger Mensch. Eigene Ideen zu entwickeln und Erkenntnisse zu gewinnen, stehen daher für mich an erster Stelle. In meinen Projekten kann ich sehr selbstorganisiert und auf einer hohen Vertrauensebene arbeiten. Gemeinsam mit den Erfolgen unterstützt das meinen Entwicklungsprozess ungemein. Der kreative Austausch sowie der sehr menschliche, wertschätzende und humorvolle Umgang mit- und untereinander sind auf meiner Arbeit Bestandteile „unterhalb der Wasseroberfläche“, die mich sehr gerne mein Leben lang begleiten dürfen.

Arthur: An meinem Job in der PE gefällt mir vor allem die große Abwechslung. Ich darf an vielen herausfordernden Themen arbeiten und bekomme Einblicke in viele Fachbereiche im Unternehmen.

Jacqueline: Ja, es ist toll, dass so viele verschiedene Aufgaben zu erledigen sind. In der einen Woche muss ich etwas designen und illustrieren und in der nächsten Woche konzipieren wir ein gesamtes Lerndesign für die Ausbildung. Es wird niemals langweilig und durch die wechselnden Projekte und Anforderungen werde ich jeden Tag gefordert.

Was ist Euch beim Arbeiten/im Job besonders wichtig?

Marius: Ich muss in meiner Arbeit immer Sinn, Relevanz und Wertschöpfung sehen. Grundsätzlich bin ich ein großer Fan von Purpose-Driven-Organisations, in der Kompetenz- und Werteentwicklung selbst aktiv gestaltet und in Einklang gebracht werden können. Dann bleibt auch meine sozusagen kindliche Neugier erhalten, die wiederum dafür sorgt, niemals auf der Stelle zu treten, sondern mich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Jacqueline: Mir ist es auch sehr wichtig, mich dauerhaft weiterentwickeln zu können und nicht an einer Stelle stehen zu bleiben. Ich möchte mich sowohl fachlich als auch in anderen weicheren Kompetenzen weiterentwickeln. Konkrete Vorstellungen wie mein Job irgendwann aussehen wird habe ich nicht. Ich weiß aber für mich, dass ich definitiv mehr Verantwortung übernehmen möchte. Das bezieht z. B. auch Führungsverantwortung mit ein. Doch selbst, wenn das nicht eintritt, ist es mir am wichtigsten ein tolles Team und Spaß an meinem Job zu haben.

Arthur: Ja, in einem wertschätzenden und starken Team zu arbeiten, ist für mich auch entscheidend. Und ich will mit meiner Arbeit einen nachhaltigen und sichtbaren Erfolg erzielen. Aber vor allem möchte ich einen Arbeitsplatz haben, an dem ich meine Stärken einsetzen kann.

Tina: Bei mir ist es eher das abwechslungsreiche Aufgabengebiet und eigenverantwortliches Arbeiten. Aber auch Faktoren wie Gleitzeit, das ist mir echt wichtig. Also vor allem jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten anfangen zu können und Überstunden auf- und abzubauen. Außerdem hätte ich gern die Möglichkeit eines Sabbaticals.

Wie stellt Ihr Euch Eure Work-Life-Balance vor?

Jacqueline: Work-Life-Balance ist mir definitiv wichtig. Und da zum Beispiel das, was Tina gerade schon gesagt hat. Ich habe aktuell große Flexibilität in der Arbeitszeit, das ist super. Ich kann zwischen 07:00 und 10:00 Uhr beginnen. Das kann ich frei wählen. Das ist sehr gut. Am besten wäre es, wenn ich mir meine Arbeitszeit wirklich frei gestalten könnte. Am liebsten so, dass ich auch mal morgens einkaufen oder zum Arzt gehen kann, was momentan nicht vereinbar ist.

Tina: Ja, halt flexible Arbeitszeiten, die es ermöglichen, die Arbeitszeit am Tag auch mal zu splitten und nach einer längeren Pause zurück zur Arbeit zu kommen.

Arthur: Also wie auch immer das dann aussieht, ich möchte immer genug Zeit für meine Familie aufbringen können. Ich möchte mich nicht durch meine Arbeit bestimmen lassen, sondern selbst bestimmen wie und wo ich arbeite.

Tina: Auf jeden Fall sollten sich Arbeit und Hobbies oder Privatleben nicht gegenseitig negativ beeinflussen und z.B. Ehrenämter nicht ausgeführt werden können, weil es die Arbeitszeitregelung nicht zulässt.

Marius: Eins ist doch klar: Um produktiv und energetisch arbeiten zu können, braucht man ausreichend Zeit für Erholung, Ruhe und zum Abschalten. Entsprechende Zeitlimits und ein funktionierendes Zeitmanagement sind für mich passende Instrumente. Sofern meine Zeit für Familie und Freunde sowie die eigene Gesundheit nicht eingeschränkt werden und ich zusätzlich in meiner Arbeit Spaß und Erfüllung sehe, habe ich kein Problem damit, auch mehr zu investieren. Anhand meiner Zufriedenheit kann ich jedenfalls sehr schnell erkennen, ob Regulierungsbedarf besteht.

Jacqueline: Dazu hätte ich gerne 1 bis 2 Tage die Möglichkeit von Zuhause aus zu arbeiten. Aber ich will definitiv nicht ausschließlich zuhause arbeiten, da mir das Arbeiten im Team wichtig ist. Und als einen vielleicht eher ungewöhnlichen Punkt, wünsche ich mir einen kurzen Arbeitsweg. Idealerweise würde ich gerne mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.

Weiter geht’s mit Teil 2.