Die vier interviewten Studierenden studieren dual, das heißt sie sind auch schon knietief im Berufsleben. Im zweiten Teil des Beitrages werden die Werte der Vertreter der jungen Generation ganz deutlich: Vertrauen, Team Spirit, Bereitschaft zur Weiterentwicklung, Familie. Klingt doch gar nicht schlecht, oder? Vielleicht sollten wir in der Generationen-Debatte künftig mehr auf solche Gemeinsamkeiten achten, anstatt nur Unterschiede zu beweinen. Dann finden wir Unternehmenslösungen, die helfen, das umzusetzen, was alle wollen: Gemeinsam so arbeiten, dass es Spaß macht!

Zuletzt hatten wir gefragt, wie Ihr Euch Eure Work-Life-Balance vorstellt. Ist für Euch auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein Thema?

Tina: Ja, ich finde es wichtig, auch mit kleinen Kindern beruflich am Ball zu bleiben. Gleichzeitig sollten die Kinder nicht unter der Berufstätigkeit leiden. Meine Eltern waren beide Vollzeit berufstätig und für mich war es sehr beruhigend zu wissen, dass meine Mutter jederzeit ihre Arbeit unterbrechen und nach Hause kommen konnte.

Marius: Natürlich ist das ein wichtiges Thema, auch für mich als Mann, denn die Familie ist der wichtigste Teil im Leben und eine Quelle der Energie. Je nach Lebensphase und -umstände gilt es daher immer eine passende Vereinbarkeit auszuhandeln. In den kommenden Jahren wird das mich mehr und mehr betreffen.

Jacqueline: Finde ich auch, die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist total wichtig. Ich kann mir sehr gut vorstellen auch die Stundenzahl pro Woche zu reduzieren, um weniger zu arbeiten und mehr Zeit für die Familie zu haben. Dennoch möchte ich meine Qualifikation nicht komplett aufgeben und weiterarbeiten. Und trotzdem ohne Probleme in Elternzeit gehen können und danach auf die alte Stelle zurückkommen oder auch eine Führungsposition bekleiden, die mit der Familie vereinbart werden kann. Ich wurde tatsächlich in einigen Bewerbungsgesprächen gefragt, ob ich liiert bin oder plane in den nächsten Jahren Kinder zu kriegen. Ich wünsche mir, dass sich das Bewusstsein dafür verändert und damit auch in dieser Hinsicht flexibler wird. Und das nicht nur in Bezug auf die Arbeitszeit. Oftmals kämpfen insbesondere berufstätige Frauen in Führungspositionen mit den Vorurteilen entweder die Familie zu vernachlässigen oder nicht genügend Kompetenz zu haben und den Job in einer geringeren Arbeitszeit ausführen zu können.

Arthur: Ja, absolut. Ich habe schon oft genug erlebt, dass Familien aufgrund der Arbeitsauslastung zu Grunde gegangen sind. Ich möchte mich nicht über meine Arbeit definieren.

Was wollt Ihr auf keinen Fall in Eurem Job? Was wären für Euch Punkte/Situationen, bei denen Ihr ein Unternehmen verlassen würdet?

Tina: Was ich furchtbar finde, ist permanente Kontrolle.

Jacqueline: Oh ja! Permanente Kontrolle der Tätigkeiten, auch bei kleinen Dingen wie z. B. E-Mails an Führungskräfte verfassen, endlose Abstimmungsschleifen ohne das Vertrauen zu bekommen etwas selbst realisieren zu können. Sobald Kollegen mit mir in Meetings laufen, weil die FK mir nicht zutraut das Meeting selbst zu gestalten und durchzuführen, fühle ich mich besonders kontrolliert und in der Kompetenz untergraben.

Arthur: Ich würde das Unternehmen verlassen, dass ich spüre, dass mir kein Vertrauen entgegengebracht wird.

Jacqueline: Ich finde es ganz schlimm, wenn die Wertschätzung fehlt. Wenn die Arbeit, die geleistet wird, nicht beachtet wird oder das Lob an andere übergeht. Sobald die Führungskraft die Leistung nicht anerkennt und dadurch die Verantwortung nicht zunimmt.

Tina: Keine oder kaum Verantwortung sind definitiv ein Thema. Aber auch, wenn es zwischenmenschlich nicht passt. Schlechtes Verhältnis zum Vorgesetzten, oder auch im Team. Es nervt, wenn es Kollegen gibt, die ausschließlich im Home-Office sind.

Jacqueline: Ach, die müssen noch nicht mal im Home-Office sein. Oft erfolgt auch im Büro kein Austausch zwischen den Teammitgliedern. Jeder arbeitet für sich allein und reflektiert Projekte in Einzelarbeit. Der Austausch mit Kollegen ist mir besonders wichtig und damit auch der Zusammenhalt im Team.

Tina: Ich finde auch so fest vorgeschriebene Arbeitszeiten ein k.o.-Kriterium. Oder wenn man einfach zu wenig Aufgaben und nichts zu tun hat. Das ist auch sehr belastend. Oder wenn so Arbeitsweisen oder grundsätzliche Einstellungen nicht zusammenpassen. Mir ist zum Beispiel Kundenorientierung sehr wichtig. Wenn das im Unternehmen aber nicht konsequent und ernsthaft gelebt wird, wird es schwierig für mich.

Arthur: Was ich auf keinen Fall möchte, ist eine Tätigkeit ausführen zu müssen, die nicht meinen Neigungen und Stärken entspricht.

Jacqueline: Das geht mir auch so. Ich fühle mich eingeschränkt sobald ich Aufgaben zugeteilt bekomme, in denen ich lediglich zuarbeiten darf. Wie ein Praktikant und nicht wirklich am Projekt teilnehme. Sobald die Häufigkeit des Ausschlusses an einem Projekt, das meinen Fachbereich betrifft, steigt, würde ich das Unternehmen verlassen.

Arthur: Und wenn ich das Gefühl habe mich beruflich nicht weiterentwickeln zu können.

Jacqueline: Absolut! Solange ich einen gewissen Status (z. B. Student) nicht „loswerden“ kann, dann zeigt mir das mein Standing im Unternehmen bzw. in der Abteilung. Wenn es mehrere Jahre nicht weitergeht und meine Stelle weiterhin dieselbe bleibt, würde mich das dazu verleiten, das Unternehmen zu wechseln.

Marius: Ein Unternehmen, das nicht in die Bildung seiner Mitarbeiter (employee centricity) investiert, hat aufgehört gut zu sein. Oder wie es John F. Kennedy schon auf den Punkt brachte: „Es gibt nur eins was auf Dauer teurer ist als Bildung: Keine Bildung.“ Sobald ich in einer Organisation dauerhafte Kämpfe gegen Windmühlen ohne Aussicht auf (nachhaltige) Veränderung bestreiten muss, setze ich meine Energie lieber sinnvoll an einer anderen Stelle mit echter Wirkung ein. Das kann für mich als letzte Konsequenz auch einen Unternehmenswechsel bedeuten.

Ich freue mich, dass Ihr Eure Energie für dieses Interview eingesetzt habt: Vielen Dank an Arthur Renten, Jacqueline Tyc, Marius Gertz und Tina Lohse (Name geändert) für die persönlichen Einblicke!